Haushaltsrede des
FWG-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kühn
im Gemeinderat am 18.12.2002
Stellungnahme
zum Haushalt 2003
(Es gilt das gesprochene Wort)
Erlauben Sie mir gleich
zum Anfang meiner Rede einen kurzen aber auch wirklich kurzen Rückblick
in die Vergangenheit, ohne den Eindruck zu erwecken, nachzutreten.
(Formulierung des H. Kleinhans)
Alljährlich wurden Stunden für
die Beratungen des Zahlenwerkes aufgewendet. Alljährlich wurden die
Diskussionen immer härter geführt. Härter deswegen, weil die verantwortlichen
Gemeinderats- und Ausschussmitglieder merkten, dass das zu verabschiedende
Zahlenwerk auf die Belange des Bürgermeisters zugeschnitten war, welches über
kurz oder lang zum finanziellen Kollaps führen müsse. Diese Situation ist nun
eingetreten, die Erben müssen hiermit fertig werden.
In diesem Zusammenhang erinnere
ich an meine Haushaltsrede zum Haushalt 2002 worin ich die Umsetzung des
obersten Gebots eines Haushalts, nämlich Haushaltwahrheit und Haushaltklarheit
angezweifelt hatte.
Alles klagen und stöhnen hilft
nun nicht mehr, wir müssen gemeinsam versuchen dieses Chaos zu ordnen und in den
Griff zu bekommen. Erste Schritte wurden bei der Vorlage des Haushalts 2003
bereits unternommen. Man beschränkte sich aus verständlichem Grunde auf das
Wesentlichste und war sich immer bewusst, dass der Spielraum für Wunschdenken
nicht mehr vorhanden ist.
Auch liegt eine Verabschiedung
des Haushaltes vor Beginn des neuen Haushaltjahres schon einige Jahre zurück
und gibt der Verwaltung endlich wieder die Möglichkeit, die Geschäfte sofort zu
Jahresbeginn haushaltsrechtlich abwickeln zu können. Dies ist sicherlich auch
ein Verdienst der Einstellung und Arbeitsauffassung des neuen Bürgermeisters
sowie dem neuen Geist des Akzeptierens und Respektierens innerhalb der
Ausschüsse und des Rates.
Ihre ersten 100 Tage, Herr
Bürgermeister, welche gestern abgelaufen sind, können von mir positiv gewertet
werden. Wollen wir hoffen, dass die restlichen Tage der Amtszeit keine
schwerwiegende Probleme mit sich bringen und weiterhin in dieser Art und Weise
wie bisher, offen und ehrlich, verlaufen.
Lassen Sie mich jedoch nun zum
heute vorliegenden und zu verabschiedenden Zahlenwerk ein paar Sätze anmerken.
Investitionen auf das Notwendigste
beschränkt, Vermögenshaushalt ausgeglichen, keine Kreditaufnahme.
Dies sind Feststellungen,
welche bei den Beratungen und auch heute geäußert wurden.
Auf das Notwendigste beschränkt
bedeutet, im Bereich öffentliche Sicherheit, dass die Ausmusterung der
Feuerwehrfahrzeuge, welche bereits 25 Jahre und älter sind, nicht auf einmal
erfolgen kann. Je nach Dringlichkeit müssen die Fahrzeuge in nächster Zeit
erneuert werden. Den Anfang bildet in diesem Jahr die Anschaffung eines neuen
Mannschaftswagens. Nur so kann die Einsatzstärke unserer Wehr erhalten werden.
Der Schulstandort Lambsheim
hat in den zurückliegenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, auch
hier müssen die Randbedingungen erfüllt werden. Nach Errichtung eines neuen
Schulgebäudes in den zurückliegenden Jahren ist es nun auch erforderlich den
Schulsport den Bedürfnissen anzupassen. Somit ist es kein Luxus die bestehende
Sporthalle zu erweitern damit allen Schülerinnen und Schülern der
Sportunterricht ermöglicht werden kann. Ebenso ist es auch erforderlich, dass
ein Betrag für kleinere Sanierungsarbeiten an der KWS sowie der Neutorschule
zur Verfügung gestellt wird.
Gesamtausgaben im Einzelplan 2:
2,2 Mio. Euro (41,2% der Gesamtausgaben)
Weitere Ansätze für bereits
begonnene oder beschlossene Maßnahmen wie beispielsweise
-
Ortskernentlastungsstraße
West mit 975 T Euro (18,4%)
-
Grundstücksgeschäfte
in den Neubaugebieten „Eulerweg“, „Im Feldchen“ und im Gewerbegebiet „Im
Brand“ mit 1,4 Mio. Euro ( 27,1%)
schränken unsere Möglichkeiten
in den restlichen Bereichen nach Bedarf zu investieren auf ein Minimum ein.
Mit diesen restlichen Mitteln
in Höhe von ca. 700.000 Euro müssen noch Vorkehrungen für
Grundwasserregulierung, Renaturierung Isenach und Hochwasserschutz
in Höhe von
240.000 Euro getroffen werden.
Die Erneuerung der Hauptwege
auf dem Friedhof, Anträge der SPD und CDU Fraktion, sollte nur in Angriff
genommen werden, wenn hierfür zur Finanzierung wirklich alle im
Investitionsprogramm vorgesehenen Einnahmequellen ausreichend sind. Bei dieser
Maßnahme sollte auch daran gedacht werden die hintere Zufahrt über den
Wirtschaftsweg in diese Sanierungsarbeiten mit einzubeziehen, eventuell
sogar an den Anfang zu stellen.
Diese Anregung ist als
mündlicher Antrag anzusehen und soll bei den Beratungen im Fachausschuss mit
behandelt werden.
Die Verschiebung der Ansätze
von jeweils 200.000 Euro in die Jahre 2003, 2004 u. 2005 für die Beteiligung an
der Modernisierung des Kreishallenbades ist eine Abstimmung auf den
Kreishaushalt. An unserer Einstellung zur Erhaltung durch Sanierung und
Modernisierung hat sich grundsätzlich nichts geändert.
Abschließend noch eine Aussage
zum Bürgerservice, welchen Sie Herr Bürgermeister im Rathaus einrichten
möchten.
In unserer Fraktion gab es
diesbezüglich unterschiedliche Meinungen. Diese reichten von nicht erforderlich,
über bessere Verwendung des Geldes bis hin zur Notwendigkeit. Meine Meinung zu
dieser Angelegenheit ist, dass es dem Bürgermeister gestattet werden soll einen
Bürgerserviceeinzurichten. Die in den Ausschüssen überzeugend vorgetragenen
Argumente in Hinsicht auf Umstrukturierung und effizientere Arbeitsweise der
Verwaltung, sowie Raum- und Platzprobleme veranlassen mich dieser Maßnahme, wie
geplant, in vollem Umfang zuzustimmen.
Alles andere wäre
Flickschusterei, zumal diese Maßnahme ebenso wie alle Gesamtausgaben des
Vermögenshaushaltes durch Einnahmen von Beiträgen, Zuschüssen und Verkäufen von
Grundstücken und Immobilien in ihrer Höhe voll gedeckt ist. Es ist jedoch
Voraussetzung, dass die Zuschüsse in ihrer Höhe und vom Zeitablauf her so
eintreffen werden, wie sie zugesagt sind, damit nicht eine Zwischenfinanzierung
durch Kredite des Kreditmarktes erfolgen muss. Gleiches gilt natürlich auch für
die eingeplanten Grundstückserlöse.
Sollte eine Situation
eintreten, dass geplante Einnahmen ausbleiben oder sich zeitlich verzögern,
müssen sofort Maßnahmen zum Gegensteuern ergriffen werden.
Die mit der Haushaltssatzung zu
beschließende Ermächtigung zur Aufnahme von Kassenkrediten in einer Höhe bis zu
insgesamt 5,0 Mio. Euro wird auch nur unter der Voraussetzung erteilt, dass die
benötigten Gelder nur zur kurzzeitigen Überbrückung von verzögerten
Deckungsmitteln (gem. § 105 GemO) verwendet werden.
Kassenkredite sind keine
Finanzierungsmittel und sollten nicht als solche missbraucht werden. Über Höhe
und Verwendung muss ständig informiert werden.
Sprach ich Eingangs von Chaos
und desolat so tritt diese Behauptung bei der Betrachtung der Kassenkredite
verstärkt in den Vordergrund.
Hatten wir noch bis 2001
genehmigte Kassenkredite von 3,0 Mio. DM, 2002 schon
3,0 Mio. Euro, seit heute Abend im
Nachtrag für 2002 bereits 4,0 Mio. Euro und für das Haushaltsjahr 2003
veranschlagte 5,0 Mio., so bedarf dies keiner großer Haushaltskenntnisse
um die Situation unserer Gemeinde realistisch einschätzen zu können. Eine
erhöhte Zinslast ist eine logische Folgerung.
Somit wäre ich im Bereich des
Verwaltungshaushalts, der auch in diesem Haushaltsjahr defizitär
abschließt. Dieses Defizit beläuft sich, wie bereits bekannt, auf
Euro 338.163.
Es kann kein Trost für uns sein, wenn wir in
der Presse lesen, dass mittlerweile 820 Kommunen in RLP mit insgesamt 835 Mio.
in den Miesen sind. Es kann auch kein Trost sein, dass nur
einzelne Gemeinden des Landkreises Ludwigshafen ihre Hauhalte ausgleichen
können.
Intensive Bearbeitung des Zahlenwerkes,
sowie Anpassung der Ansätze an die Rechnungsergebnisse vergangener Jahre,
Überprüfung der freiwilligen Ausgaben, all diese Maßnahmen brachten keine
Verbesserung des Defizits.
Sicherlich hätte man den einen oder anderen
Euro einsparen können wenn man beispielsweise die Vereinsförderung gestrichen,
die Ausgaben für die Jugend- und Seniorenarbeit noch drastischer gekürzt
hätte, die Straßenbeleuchtung nur noch zeitweise
eingeschaltet wird, die Straßen nicht mehr im regelmäßigen Abstand reinigt oder
gar die Grünanlagen in einen noch schlechteren Zustand wie bisher versetzt
werden. Oder die Betriebs- und
Abwasserkostenbeteiligung am Kreishallenbad in frage stellen. Sicherlich kann man auch über die
Beteiligung der Gemeinde an Partnerschaften oder über Zuwendungen an Pro Familia
diskutieren.
Nur stellt sich die Frage: Was würden diese
Maßnahmen unterm Strich für Erfolge haben und wie wären die Auswirkungen?
Ich hoffe, diese Gedanken müssen nie
diskutiert werden.
Sicherlich steht künftig
vermehrt die Bildung von Zweckverbänden oder Zusammenlegungen von einzelnen
Verwaltungstätigkeiten zwischen den Kommunen zur Diskussion, wobei solche
Maßnahmen auf Herz und Niere geprüft werden müssen. Einzig und alleine, und dies ist an der
Anzahl der verschuldeten Kommunen zu erkennen, wäre eine Neuregelung des
Finanzausgleichs des Landes die Existenzsicherung für die Kommunen. Es gibt
immer mehr Übertragung von Aufgaben in den kommunalen Aufgabenbereich und immer
mehr Abstriche von Zuwendungen .
Betrachtet man die Entwicklung
im Unterabschnitt 410 - Hilfe zum Lebensunterhalt - Anteile am
Sozialhilfeaufkommen der letzten 2 Jahre, so kann man bei einer Steigerung
von 62% die Richtung klar erkennen.
Auch die Kreisumlage, sie wurde am
vergangenen Montag im Kreistag um 2%-Punkte auf 35%-Punkte erhöht, nimmt uns
einen Teil unserer Beweglichkeit, wobei fairer weise zu betonen ist, dass ein
Teil über Zuschüsse an Investitionen wieder als Einnahmen an uns zurückfließen.
Sicherlich könnte man die Investitionen
weiter herunterfahren und die Erlöse aus Vermögen zur Abdeckung von Fehlbeträgen
des Verwaltungshaushaltes verwenden. Nur würden wir hier die Gelder leichtfertig
verschleudern ohne künftige Investitionen tätigen zu können.
Wie Sie sicherlich aus meinen Worten zum
Haushalt 2003 erkannt haben, hat die intensive Überarbeitung des Haushalts nicht
dazu beigetragen um einen Ausgleich zu erreichen. Wir hoffen nur, dass sich die Situation, wie
im Haushaltssicherungskonzept aufgeführt, in den nächsten Jahren etwas entspannt
und wir unseren Haushalt mit konsequentem sparen, höheren Zuschüssen und
Steuereinnahmen oder geänderten Beiträgen wieder ins Gleichgewicht bekommen.
Hierzu ist nicht nur die Verwaltung
aufgefordert die Zahlungseingänge von Zusagen oder ausstehenden Forderungen
sorgfältig zu überwachen, Steuerprognosen richtig einzuschätzen und sofort die
erforderlichen Maßnahmen aus den hieraus entstehenden Folgen einzuleiten, auch
wir, damit meine ich die Verantwortlichen Ausschuss- und Ratsmitglieder müssen
als Aufsichtsorgan, unsere Hausaufgaben noch sorgfältiger als in der
Vergangenheit machen.
Es muss ja nicht nur der Fehlbetrag aus dem
Haushaltsjahr 2003, sondern auch noch Beträge aus früheren Jahren in Höhe von
865.045,-- Euro nachgeholt werden.
Dies bedeutet, dass wir künftig
-
1.203.208,00 Fehlbeträge
-
2.085.966,61 Kredite vom Kreditmarkt
-
1.278.200,00 Innere Kredite und bis zu
-
5.000.000,00 Kassenkredite
in den Griff bekommen müssen.
Rücken wir noch enger zusammen, packen wir
es an, denn es ist noch ein weiter, steiniger Weg den wir zusammen gehen müssen.
Zum Schluss möchte ich mich bei allen
Freiwilligen unserer Feuerwehr für die geleisteten Einsätze in diesem Jahr sowie
bei allen Mitarbeitern der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit recht herzlich
bedanken und Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2003
wünschen.
Wir stimmen dem Haushalt 2003 in der
vorliegenden Form mit Haushaltsatzung, Verwaltungshaushalt,
Vermögenshaushalt, Investitionsprogramm und Stellenplan zu.
letzter Update am:
19.01.03
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